Falsche Hoffnung

Das ist ein Blick von meinem Balkon im 19 Stock. In dem großen grauen Gebäude im Hintergrund ist mein Büro. Wenn ich mir das Bild so ansehe ( und es nicht besser wüsste) könnte man denken: oh mein Gott, was ist das für eine Gegend. Aber der Schein trügt. Klar es ist eine Industrie und Arbeiter Gegend. Aber hier tobt wirklich das Leben. Ich brauche nur 100m zu gehen und habe wirklich alles was ich brauche: Supermarkt, Obst, Gemüse, Fleisch -markt, Frisör (den ich nicht brauche;) mindestens 40 Restaurants, Kino, Arzt, Krankenhaus, Heimwerker, Polizei, und vieles mehr. In Deutschland muss ich für jedes einzelne schon mindestens 10km fahren. Natürlich hab ich auch die passende Sound-kullisse dazu. Ich hab mal versucht, ob ich bis 3 zählen kann ohne das jemand hupt. Ich habe es nicht geschafft. Irgendeiner hupt immer. Höchstens von nachts um 3 bis um  4 ist es ein bisschen ruhiger. Aber dann gehts schon wieder los. Es gibt hier viele Moped – Taxis. D.h. die fahren mit ihrem Moped die Straße auf und ab und immer wenn sie einen Passanten sehen Hupen sie 2x kurz. Und es gibt hier sehr viele Passanten! Ich werde immer gefragt, wie ich da schlafen kann. Ich glaub ich hab mich daran gewöhnt. Ausserdem hab ich ja immer das Geräusch der Klima Anlage. Die hab ich auf 27° eingestellt, damit es kühl genug ist zum Schlafen.

Was soll die Überschrift? In letzter Zeit bekomme ich soviel emails bei denen ich den Eindruck habe, das die Leute gar nicht meine erste Seite lesen, wo steht, das ich nur 10€ verschenke. Oder sie ignorieren es einfach. Ich werde nach großen Beträgen, geschenkt oder geborgt gefragt. Letzte Woche war eine Anfrage nach 100.000€ geschenkt dabei.
Wahrscheinlich ist mein  Project so abstrakt für manche Leute, das sie alle denken, wenn einer Geld verschenkt, dann muss er es auf jeden Fall im Überfluss haben. Das ist aber nicht der Fall. Es ist nicht so, das ich mir Sorgen machen muss ums Geld. Aber als ich letztens einen online Check mitgemacht habe, kam raus das es 51% der Deutschen gleich oder besser geht wie mir. Das sind 41 Mio Leute, ich bin daher kein Sonderfall (vom Geld her).
In den mails merke ich richtig, wie die Leute die mir schreiben sich Hoffnungen machen. Ich lese das mit gemischten Gefühlen. Zum einen weis ich aus Erfahrung, das Hoffnung ein schönes Gefühl ist. Es kann einem in schweren Zeiten ein bisschen helfen, auch wenn es nur für einen Moment ist. Zum anderen kann diese Hoffnung meist nicht erfüllt werden, und es tut mir dann leid, das ich Euch enttäuschen muss. Eins könnt Ihr euch aber sicher sein, ich lese jede email und jeden Kommentar.
Ach ja, die Kommentare. Da hab ich mir ja ein Ei gelegt. Immer wieder schreiben Leute die persönlichsten Dinge in die öffentlichen Kommentare. Ich muss jeden Kommentar per Hand freigeben. Wenn irgend etwas im Kommentar Rückschlüsse auf die Person zulässt, gebe ich den Kommentar nicht frei. Ich hatte schon Kontonummern drinnen stehen! Ich habe mal in die Statistik mit aufgenommen nach wieviel Geld ich insgesamt schon gefragt worden bin.
Hier nochmal für alle mein Projekt erklärt:
– ich verschenke Geld (10€)
– ich erwarte und akzeptiere keine Gegenleistung
– ich verleihe kein Geld
– ich will mit meinem Projekt nicht helfen (das kann mann mit 10€ nicht)
– ich beantworte keine emails
Natürlich bin ich von diesen Regeln schon mal abgewichen (bis auf das verleihen und die Gegenleistung). Ich bin auch nur ein Mensch. Das sind aber sehr seltene Ausnahmen. Ihr solltet  Euch keine Hoffnung machen, das ich gerade bei euch eine solche Ausnahme mache.

Ich hab mir überlegt, das ich auf meiner „Sprüche“ Seite einen Spruch hinzufüge. „Nicht meckern sondern machen“. Dieser Spruch ist ganz wichtig für mich und hat einige Dinge in meinem Leben bewegt. Es ist immer leicht sich über irgendwas aufzuregen und zu meckern. Das ist aber nur negative Energie, die mir nicht hilft und nur mein Umfeld runter zieht. Ich glaube dieses Projekt hier ist eines der Beispiele wie ich in der Geschichte auf der ersten Seite beschrieben habe. Ich hätte mich immer weiter drüber aufregen können, aber ich hab dann einfach mein Projekt gemacht. Und am Ende ist das Projekt wesentlich positiver für mich; als mich nur über irgendwas aufzuregen. Der Spruch ist vielleicht auch ein Grund warum ich hier in China gelandet bin.