Überfordert

Ich habe letztens einen Kommentar erhalten, in dem gefragt wurde, ob man mir etwas Gutes tun könnte. Und wenn ich ehrlich bin hat mich diese Frage leicht überfordert. Ich habe nicht gewusst, was ich darauf antworten soll. Soll ich schreiben, das ich alles habe und nichts brauche? Aber so ist es ja auch nicht. Ich bin zwar ganz zufrieden mit meinem Leben, aber es gibt sicher noch Wünsche und Ziele die ich habe.  Soll ich von jemand Fremden etwas annehmen? Das ist mir komisch.
Aber eigentlich ist es ja genau das, was ich von den Leuten erwarte die ich beschenke. Das sie einfach von jemand Fremden etwas geschenktes annehmen. Ich weis, das das nicht so einfach ist, und nun merke ich, das es auch für mich nicht so einfach ist.
Trotzdem habe ich mir überlegt das Angebot dankend abzulehnen. Ich möchte mich hier auf mein Projekt „Schenken ohne Gegenleistung“ konzentrieren. Ich möchte nicht, das die Seite hier ihren Fokus verliert. Ich hoffe ihr versteht das.

Wie ihr an den Beiträgen seht, schreibe ich nicht so oft in den Blog. Ich lese alle Eure emails und Kommentare, ich habe aber sehr wenig Zeit und manchmal fehlt mir auch die Muse etwas zu schreiben. Ich sammle aber aus Euren emails oft ein paar Stichpunkte, mit dem Vorhaben darauf zu reagieren und zu antworten. Und genau das will ich in diesem Blog Beitrag auch machen.

„wenn dich das interessiert ruf einfach durch 0170xxxxxx du bist ja reich“

Es kommt sehr oft vor, das Leute annehmen ich wäre reich. Sie sehen das da jemand Geld verschenkt und gehen dann sofort davon aus, das nur jemand der reich ist Geld verschenkt. Dem möchte ich widersprechen. Es geht nicht darum ob ich reich bin oder nicht. Mir gehts gut, und dafür habe ich auch sehr viel gearbeitet und viele Einschränkungen in Kauf genommen. Für jemanden der nichts hat, erscheine ich natürlich reich, für jemanden der mehr hat, bin ich eben nicht reich. Es gibt aber so viele Leute die wenig haben, aber trotzdem etwas verschenken, und es gibt einige die als „reich“ bezeichnet werden und dann Sprüche bringen wie „reich wird man nur von nehmen, nicht vom geben“. Egal wieviel ich selbst besitze, für mich ist es wichtig einfach etwas geben  ohne eine Gegenleistung zu erwarten. Das ist für mich ein Stück Freiheit.

„würde mich sehr freuen,wenn sie mir wirklich einen  Betrag von 90000 Euro schenken!“
In welcher gösse spenden Sie?

Ganz oft fragen die Leute nach sehr hohen Beträgen. Ich habe versucht es auf der ersten Seite ganz deutlich zu schreiben, es sind nur 10€ die ich verschenke, mehr nicht. Ich gebe auch keine Kredite. Ich spende zwar, aber nicht im Rahmen dieses Projektes.

„Du kannst doch nicht, so ne Aussage treffen und sich dann bei all diesen, verzweifelten Seelen, nicht mehr melden?!?   Das ist äußerst grausam. Hoffnung ist meist, was Vielen übrig bleib. Antworte diesen Menschen. „

Ich verstehe diese Bemerkung, aber ich kann es nicht ändern und will es auch nicht ändern. Ich verspreche niemanden das blaue vom Himmel, alles was ich anbiete steht ganz deutlich auf der ersten Seite. Wenn sich Leute da mehr Hoffnung machen, dann tut es mir leid, das ist nicht meine Absicht, ich habe versucht so deutlich wie möglich zu schreiben was ich mache. Das ich einfach nicht die Zeit habe auf alle emails zu Antworten ist der eine Punkt, der andere Punkt ist, ich antworte nicht, oder äusserst selten, weil ich mich nicht in das Leben oder die Probleme der anderen Leute reinhängen will. Ich habe nicht die Qualifikation und Ressourcen um Leuten zu helfen. Ich würde es meistens nur schlimmer machen, zB indem falsche Hoffnungen geweckt werden. Ja, ich mache in manchen Fällen Ausnahmen, aber das ist extrem selten und es ist auch schon schief gegangen. Das ging dann bis dahin, das, nachdem ich einiges geschenkt hatte, immer wieder Geschenke gefordert wurden bis hin zum Stalking. Ihr versteht, das ich mich auch schützen muss.

„Aber ich wünsche mir wirklich aus tiefstem Herzen, dass du mir hilfst. Du bist mein Problemlöser.“

Nein! Das bin ich definitiv nicht. Es ist nicht mein Ansatz mit dem Projekt jemanden zu helfen oder Probleme zu lösen. Das geht mit 10€ nicht.

„Wie fühlt es sich für dich eigentlich an Menschen Geld zu schenken? 🙂 „

Gut. Für mich ist es ein Stück Freiheit. Indem ich einfach verschenke ohne eine Gegenleistung zu erwarten, mache ich mich frei von diesen Zwängen und Konventionen.

„Ich finde es toll das du sowas machst obwohl du nicht reich bist glaubst du eigentlich an Gott ? Vllt eine doofe Frage aber ich schon vllt hast du Mal Lust die Bibel zu lesen.“

Nein, ich glaube nicht an Gott. Ich bin überzeugter Atheist. Ich akzeptiere die persönliche Religiosität von anderen Menschen, egal welche Religion. Ich lehne aber die Institutionen der Religion ab. Wenn ein Religionsvorsteher sich herausnimmt seinen Gemeinde Mitgliedern zu predigen was richtig und falsch ist, dann finde ich das Anmassend und es hat Potential zum Machtmissbrauch. Meine Kinder konnten selbst entscheiden ob sie einer Religion folgen wollen oder nicht. Mein älterer Sohn hat sogar die Konfirmantenstunden besucht und auch die Konfirmation an sich mit gemacht. Er hat aber letztendlich das Glaubensbekenntnis nicht abgelegt, weil es seine bewusste Entscheidung war. Der Pfarrer wusste vorher Bescheid und es war auch OK für ihn, das sich jemand trotz Teilnahme an den Stunden doch letztlich gegen die Religion entscheidet. Das fand ich sehr tolerant und offen von dem Pfarrer. Trotzdem habe ich an seiner Predigt (ja ich war dabei) Anstoß genommen. Es war ihm wichtig in der Predigt zu betonen, das nur Menschen die in die Kirche gehen oder religiös sind, gute Menschen sind. Das heist, das Ich kein guter Mensch bin. Ich finde solche Ansätze spalten die Gesellschaft nur. Ich denke ob man ein guter Mensch ist oder nicht sollte nicht an einer Religionszugehörigkeit festgemacht werden. Und ja; ich habe das alte und das neue Testament gelesen.

Zum Abschluss noch kurz eine Erklärung zu dem Bild oben. Hier in China ist ja am 1. Oktober National Feiertag. Zu Ehren des Feiertages und des 40 Jährigem Jubiläums der Öffnung Chinas gibt es hier Abends immer eine Lightshow. Das ist sehr eindrucksvoll, mit Musik und alle Wolkenkratzer sind mit bunten LEDs ausgestattet. In einer ausgeklügelten Choreografie werden dann alle Hochhäuser zu einem gemeinsamen Display zusammen geschaltet. Es ist schon Wahnsinn was heute technisch möglich ist. Eigentlich war ich dort um den Formationsflug von hunderten leuchtenden Drohnen zu sehen. Aber leider war das nicht an dem Tag.